Das Endometriumkarzinom (Gebärmutterschleimhaut)
Zu den Krebserkrankungen der weiblichen, inneren Geschlechtsorgane zählt neben Eierstock- und Gebärmutterhalskrebs das Gebärmutterschleimhautkarzinom. Das Endometriumkarzinom entsteht in der inneren Schleimhautschicht des Uterus und ist die häufigste maligne Erkrankung des Genitaltraktes. In Deutschland werden jährlich etwa 11.000 Neuerkrankungen diagnostiziert , das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 68 Jahren. Das Vorliegen eines Lynch-Syndroms kann neben Kolonkarzinomen auch die Enstehung von Endometriumkarzinomen begünstigen und tritt familiär gehäuft auf.
Standarddiagnostik
Literatur
POLE, TP53: Genopath-Panel
Lynch Syndrom Stufendiagnostik: MSI-Diagnostik, Genopath-Panel
Weitere Informationen zu den hier aufgeführten Genen finden Sie in der Genliste.
Alle Gene, die zusätzlich analysiert werden können, finden Sie unter NGS Panel.
Im Rahmen der Diagnostik wird zunächst das Tumorgewebe der Betroffenen auf diese typischen Auffälligkeiten hin untersucht. Dabei werden die Mikrosatelliten an fünf Genorten untersucht (hier nur zwei abgebildet). Zeigen sich bei mindestens zwei der Marker Differenzen zwischen Tumor- und Normalgewebe, so wird der Tumor als Mikrosatelliten-instabil (MSI-High) eingestuft.
Wird eine MSI-H festgestellt, sollte ausgeschlossen werden, dass diese Mikrosatelliteninstabilität durch eine Methylierung des MLH1-Promotors verursacht wird. Liegt keine MLH1-Promotormethylierung vor, kann man aus den zusammengefassten Ergebnissen der Analysen (MSI-H/ MLH1 negativ) mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das Vorliegen eines Lynch-Syndroms schließen.
Endometriumkarzinome werden seit der WHO-Klassifikation 2020 unabhängig von ihren histologischen Subtypen auf molekularer Ebene in vier Gruppen unterteilt:
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POLE (Polymerase-Epsilon)-mutierte Tumore treten oft bei jüngeren Patientinnen auf und haben eine exzellente Prognose.
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MMR-defiziente Tumore weisen eine hohe Mikrosatelliteninstabilität (MSI-High) auf und können mit dem erblichen Lynch-Syndrom assoziiert sein, was sich durch eine anschließende MLH1-Methylierungsanalyse abklären lässt. Wird beim Endometriumkarzinom eine MSI-High festgestellt, gibt es Therapieoptionen – unabhängig davon, ob es sich um das erbliche Lynch-Syndrom handelt oder um somatische Mutationen der entsprechenden MMR-Proteine.
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TP53-mutierte Formen sind mit einer ungünstigen Prognose verbunden und treten meist im höheren Alter auf.
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Die übrigen Tumoren ohne molekulare Besonderheiten (NSMP, No Specific Molecular Profile) haben eine gute Prognose, besonders jene, welche eine CTNNB1-Mutation aufweisen.
Relevante Gene
Lynch-Syndrom
Das autosomal-dominant vererbte Lynch-Syndrom spielt bei der Entstehung von ca 1% der Endometriumkarzinome eine Rolle. Die Ursache der Erkrankung sind Mutationen in den sogenannten Mismatch-Repair-Genen (MMR), welches sich durch das Entstehen einer für das Lynch-Syndrom typischen Mikrosatelliteninstabilität äußert. Die MMR-Gene sind in der Zelle an der Reparatur von Schäden an der DNA beteiligt, die z.B. während der Zellteilung entstehen. Liegen Mutationen in den MMR-Genen vor, funktioniert das Reparatursystem nicht richtig, und es häufen sich Schäden im Erbgut an. Diese Schäden zeigen sich durch Abweichungen in der Anzahl von kurzen repetitiven DNA-Sequenzen, den Mikrosatelliten, welche auf dem menschlichen Genom verteilt sind. Die Anzahl der Basenwiederholungen an einem bestimmten Locus können individuell innerhalb der Bevölkerung variieren (Polymorphismus) - in jedem Gewebe eines Individuums ist die Länge der einzelnen Mikrosatellitenmarker jedoch identisch. Dies macht sich die Mikrosatellitenanalyse zu Nutze – vergleicht man Tumor- und Normalgewebe von einer Person, und es liegen Differenzen vor, so ist dies ein Hinweis auf Vorliegen des Lynch Syndroms.